Gerade für größere Betriebe wie den Erdbeerhof Glantz ist es unter diesen Bedingungen schwierig, eine zuverlässige Ernte zu gewährleisten.
„Wir haben 60 Prozent Handarbeit in unseren Kulturen und die Kosten laufen uns weg. Das macht uns natürlich für die Zukunft sehr große Sorgen. Wenn wir hier eine technische Lösung kriegen, wäre das eine tolle Sache.“
Im Projekt RoLand hat das Robotics Innovation Center des DFKI gemeinsam mit dem Forschungs- und Transferzentrum Smart Systems der HAW Hamburg, der Othmerding Maschinenbau GmbH & Co. KG sowie dem assoziierten Partner Erdbeerhof Glantz den mobilen Ernteroboter SHIVAA entwickelt. Dieser wurde speziell für den Einsatz auf offenen Feldern konzipiert – einem Umfeld, das für Maschinen bislang besonders anspruchsvoll ist.
Und so funktioniert der Roboter: Mithilfe einer 3D-Stereokamera folgt SHIVAA selbstständig einer Erdbeerreihe. Dabei erfassen zusätzliche Kameras, darunter multispektrale Sensoren, die Position, Form und Größe der einzelnen Beeren. Ein mit maschinellem Lernen trainierter Detektor erkennt anschließend zuverlässig, welche Erdbeeren reif für die Ernte sind. Diese pflückt SHIVAA mit einem eigens dafür konstruierten Roboterarm direkt von der Pflanze. Dazu nähert sich der Arm mit hoher Geschwindigkeit der Frucht, saugt sie mit einem speziell entwickelten Greifmechanismus an und umschließt sie behutsam. Anschließend legt er sie in die auf dem Roboter mitgeführte Erntekiste.
Ein entscheidender Vorteil dieser Technologie ist der flexible Einsatz rund um die Uhr: Ausgestattet mit einem Beleuchtungssystem kann SHIVAA auch nachts oder in den frühen Morgenstunden ernten, wenn die Temperaturen niedrig sind. So werden die empfindlichen Früchte geschont, Verluste reduziert und eine gleichbleibend hohe Qualität gewährleistet.
Der Roboter ist darauf ausgelegt, menschliche Arbeitskräfte gezielt zu entlasten. Er kann kurzfristige Ausfälle kompensieren und auf dem Feld direkt mit dem Menschen zusammenarbeiten. Künftig könnten Systeme wie SHIVAA in Betriebe jeder Größe integriert werden – vom kleinen Familienhof bis zu großen Anbauflächen.
„Was wir hier im Projekt machen, ist, einen Roboter zu entwickeln, der im freien Feld, also in den Kulturen so wie sie sind, eingesetzt werden kann. Gleichzeitig soll er so klein und kostengünstig sein, dass ihn sich auch kleine Betriebe leisten können, wenn er einmal als Produkt verfügbar ist.“
Die Technologie überzeugt außerdem durch ihre Skalierbarkeit: Mehrere Roboter können parallel arbeiten und so größere Flächen effizienter bewirtschaften. Zusätzliche Mehrwerte entstehen durch mögliche Weiterentwicklungen, etwa Module wie UV-Lampen zur Pilzprävention oder mechanische Unkrautbekämpfung. Auf diese Weise könnte der Roboter auch dazu beitragen, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren.
Technologien wie SHIVAA eröffnen die Chance, die Erdbeerproduktion in Deutschland langfristig zu sichern. Durch die geringere Abhängigkeit von Arbeitskräften und die flexiblere Einsatzplanung lassen sich Erntemengen verlässlicher kalkulieren. Das bedeutet: kürzere Transportwege, jederzeit frische und regionale Erdbeeren für Verbraucherinnen und Verbraucher sowie eine bessere CO₂-Bilanz. Gleichzeitig steigern die Betriebe ihre Effizienz und sichern so ihre Wettbewerbsfähigkeit.
Das Video zeigt den ersten öffentlichen Praxistest auf dem Erdbeerhof Glantz in Hohen Wieschendorf im August 2025. Die Partner stellen dabei die Ziele des Projekts, ihre jeweiligen Beiträge und die Vorteile des Systems für Betriebe vor.