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Journalismuspreis Informatik 2023 verliehen

| Preise & Auszeichnungen | Saarbrücken

Das saarländische Wirtschaftsministerium hat in Zusammenarbeit mit dem Saarland Informatics Campus den Journalismuspreis Informatik verliehen. Erstmalig war in diesem Jahr die Gesellschaft für Informatik als Partner des Preises dabei. Ausgezeichnet wurden ein Hörfunkbeitrag des Südwestrundfunks, ein Online-Video der Neuen Zürcher Zeitung, jeweils ein Artikel aus dem Wirtschaftsmagazin „brand eins“ und dem Magazin „MIT Technology Review“ sowie ein Youtube-Format zum Wissenschaftsjournalismus.

Die Preisverleihung fand gestern ab 18:00 Uhr im Max-Planck-Institut für Informatik am Saarland Informatics Campus statt.

© Manuela Meyer / SIC
Die Preisträger des Journalismuspreis Informatik 2023.

Der Journalismuspreis Informatik wurde 2006 erstmalig ausgelobt und ist insgesamt mit 16.000 Euro dotiert. Die Preisgelder der Hauptpreise in den drei jeweils mit 5.000 Euro dotierten Kategorien „Text“, „Audio“, und „Video und Multimedia“ stiftet das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie. Zudem stiftet das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz in diesem Jahr erneut einen mit 1.000 Euro dotierten Sonderpreis. Ziel des Journalismuspreises Informatik ist, qualitativ hochwertige Berichterstattung über Themen der Informatik zu fördern.

Schirmherr Jürgen Barke, saarländischer Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie, beglückwünschte die Preisträgerinnen und Preisträger und sagte: „Mit dem Journalismuspreis Informatik wollen wir Chancen und Risiken der Digitalisierung der breiten Öffentlichkeit zugänglich und verständlich machen. Die Auszeichnung würdigt dabei vor allem die herausragende Arbeit von Journalistinnen und Journalisten. Aber sie würdigt eben auch die Bedeutung der Berichterstattung über Themen der Digitalisierung und künstlichen Intelligenz für unsere Gesellschaft und die wirtschaftliche Transformation. Ich gratuliere allen Preisträgerinnen und Preisträgern herzlichst und ermutige sie gleichzeitig, weiterhin mit Leidenschaft und Engagement über die Themen der Digitalisierung und künstlichen Intelligenz zu berichten. Ihre Arbeit ist von unschätzbarem Wert für unsere Gesellschaft und trägt maßgeblich dazu bei, dass wir die Chancen und Herausforderungen der digitalen Transformation gemeinsam meistern können.“

Insgesamt bewertete die Jury in diesem Jahr 70 Beiträge, darunter 44 in der Kategorie Text, 15 in der Kategorie Audio und elf in der Kategorie Video und Multimedia. Die Jury des Journalismuspreises Informatik bilden Peter Bylda, langjähriger Redakteur der Saarbrücker Zeitung und nun freier Journalist, Peter Hergersberg aus der Redaktion des Wissenschaftsmagazins MaxPlanckForschung, Isabel Münch, Fellow der Gesellschaft für Informatik, Dr. Wolfgang Pohl, Geschäftsführer der Bundesweiten Informatikwettbewerbe, Florian Possinger vom Saarländischen Rundfunk, Vera Sikes, Fachbereichsleiterin im Bundesamtes für die Sicherheit in der Informationstechnik und Leiterin des BSI-Standorts Saarbrücken, Dr. Christel Weins, Naturwissenschaftlerin und Mitgründerin des Journalismuspreises, der freie Technik- und Wissenschaftsjournalist Peter Welchering und Prof. em. Dr. Dr. h.c. Reinhard Wilhelm, Informatik-Professor der Universität des Saarlandes und langjähriger Leiter des Leibniz-Zentrums für Informatik Schloss Dagstuhl.

Die prämierten Beiträge des Journalismuspreises Informatik 2023 im Einzelnen:
Der mit 5.000 Euro dotierte Hauptpreis in der Kategorie „Audio“ geht an das Radio-Feature „Clickworker – Ausgebeutet für künstliche Intelligenz“ von Christian Kretschmer, erschienen am 24. August 2023 im Südwestrundfunk bei SWR2. Der Beitrag ist abrufbar unter:
https://www.swr.de/swr2/wissen/clickworker-ausgebeutet-fuer-kuenstliche-intelligenz-swr2-wissen-2023-08-24-102.html

Begründung der Jury: Künstliche Intelligenz ist nicht frei von Problemen, das ist weithin bekannt: Vom überbordenden Energiehunger der KI oder von den Urheberrechts-Problematiken generativer Modelle haben viele schon gehört. Weit weniger präsent in der aktuellen KI-Diskussion ist paradoxerweise die globale Trainingsdaten-Industrie, in der Millionen von Menschen in höchst prekären Arbeitsverhältnissen gefangen sind. Für Hungerlöhne erledigen sie teils traumatisierende Arbeiten, durch die moderne KI-Systeme überhaupt erst möglich werden. Christian Kretschmers aufwendig recherchiertes Radio-Feature gibt diesen ausgebeuteten „Clickworkern“ eine Stimme und lässt Menschen aus Kenia und Kolumbien zu Wort kommen, die in einer von schlechter Bezahlung, Überwachung, Konkurrenzdruck und psychischer Belastung geprägten Branche arbeiten. Der Beitrag gibt durch gut platzierte O-Töne und Experteninterviews einmalige Einblicke in eine problematische Industrie, die von Unternehmen und Nutzern in den reicheren Ländern leichthin oder eher durch Unwissenheit gebilligt und damit unterstützt wird. Er zeigt auch auf, dass es dringend ein Umdenken im Umgang mit dem „Human in the Loop“ braucht, ohne den die Entwicklung von KI-Systemen auf absehbare Zeit nicht möglich sein wird.

Der mit 5.000 Euro dotierte Hauptpreis in der Kategorie „Video und Multimedia“ geht an den Video-Beitrag „Unsere heutige Online-Verschlüsselung wird einem leistungsstarken Quantencomputer nicht standhalten können“ von Pascal Burkhard und Jasmine Rüegg, erschienen am 21. Dezember 2023 online bei der Neuen Zürcher Zeitung. Der Beitrag ist abrufbar unter:
https://www.nzz.ch/video/unsere-heutige-online-verschluesselung-wird-einem-leistungsstarken-quantencomputer-nicht-standhalten-koennen-ld.1770995

Begründung der Jury: Pascal Burkhard und Jasmine Rüegg legen einen Videobetrag vor, der aufrüttelt und beunruhigt. Sie warnen eindringlich vor dem „Q-Day“, dem Tag, an dem Quantencomputer so leistungsstark werden, dass sie Verschlüsselungsmethoden, für die selbst modernste Supercomputer heutzutage tausende bis Millionen Jahre rechnen müssten, binnen weniger Minuten knacken. Sensibelste Daten wie Finanz- und Gesundheitsinformationen könnten dann abgegriffen werden. Der Beitrag schafft es, trotz der kurzen Dauer von nur rund sechs Minuten verschiedene Konzepte der Kryptographie und des Quantencomputings aufzugreifen und fachlich korrekt, dabei dennoch anschaulich und leicht verständlich zu erläutern. Die Thematik hat eine riesige Relevanz, und dank der zugänglichen Präsentation adressieren die Journalisten mit ihrem Beitrag ein breites Publikum und schaffen damit das notwendige Problembewusstsein.

In der Kategorie „Text“ hat die Jury in diesem Jahr entschieden, den Preis in zwei gleichwertige Hauptpreise zu teilen (jeweils 2.500 Euro). Ausgezeichnet werden Holger Fröhlich für den Artikel „Im Spinnennetz“, erschienen am 1. Februar 2023 in der Wirtschaftszeitung „brand eins“, und Wolfgang Stieler für den Artikel „Der Geist in der Maschine“, erschienen am 11. Mai 2023 im Magazin „Technology Review“.

Begründungen der Jury: Das Internet ist nur kostenlos, weil andere damit Geld verdienen. Dieses bekannte, aber ungemütliche Faktum wird bei der Nutzung von Online-Anwendungen wie Suchmaschinen, sozialen Netzwerken oder Navigationsapps oftmals verdrängt. Denn wer solche Dienste verwendet, wird selbst zur Ware – und zwar auf einem globalen, „AdTech“ genannten Schattenmarkt. Holger Fröhlich analysiert in seinem packend geschriebenen Artikel die Missstände dieses entfesselten Marktes für personalisierte Werbung und zeigt etwa auf, wie in Millisekunden vollkommen automatisiert detaillierte Persönlichkeitsprofile an hunderte Datenhändler weltweit versteigert werden. Der Artikel sensibilisiert für ein höchst relevantes Problem und wendet sich damit an einen großen Adressatenkreis. Die umfassende Recherche wird durch zahlreiche Beispiele lebendig und zeigt auch positive Gegenbeispiele auf, die belegen, dass die AdTech-Branche nicht zwingend derart räuberisch sein muss. Abrufbar unter:
https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2023/marketing/das-gute-netz-04-im-spinnennetz

Sind große Sprachmodelle nur ein stochastischer Papagei, oder steckt mehr in den wortgewaltigen Maschinen? Wolfgang Stielers Beitrag erläutert anhand zahlreicher wissenschaftlicher Beispiele, wie Forscherinnen und Forscher verschiedener Disziplinen versuchen, dieser philosophischen Frage auf den Grund zu gehen. Dabei zeigt er auf, dass die Debatte darum, ob und wie viel ‚echte‘ Intelligenz in den gerade so gehypten großen Sprachmodellen steckt, kein reines Problem der Informatik mehr ist. Es bedarf gesellschaftlicher Auseinandersetzung und Regulierung. Der Beitrag nimmt sein Publikum ernst und mutet ihm zuweilen eine hohe Faktendichte zu, bringt dadurch aber höchst aktuelle Entwicklungen der Informatik fachlich spannend auf den Punkt. Abrufbar unter:
https://t3n.de/news/intelligenztest-wie-viel-geist-steckt-in-chatgpt-und-co-1621644

Sonderpreis Künstliche Intelligenz

Der mit 1.000 Euro dotierte Sonderpreis des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) prämiert den Videobeitrag „Wir haben KI die Zukunft der Menschheit generieren lassen“ von Cedric Engels, Carolin Riethmüller, Mick Mahler, Jonas Bradtke, Marian Knittler, Pascal Rausch, Hannes Gabelmann, Manuel Zilleken und Jakob Göß, erschienen am 16. April 2023 bei dem Kanal „Dr. Whatson“ auf der Plattform Youtube. Der Beitrag ist abrufbar unter https://www.youtube.com/watch?v=GR81FWiguIE .
Begründung der Jury:
Dem Team des YouTube-Kanals „Dr. Whatson“ rund um Moderator und Geschäftsführer Cedric Engels gelingt es auf bemerkenswerte Weise, komplexe Inhalte verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen kompakt und verständlich auf den Punkt zu bringen. In dem hier prämierten Beitrag zeigen sie, wie man durch den Einsatz diverser KI-Tools eine Arbeit, die noch vor rund einem Jahr Monate in Anspruch genommen hätte, binnen einer Woche bewältigen kann. Das Team produzierte einen Animationsfilm, bei dem fast alle Produktionsschritte, von der Konzeption über den Text bis hin zur Erstellung des Bildmaterials und der Animation mit Hilfe von KI-Systemen durchgeführt wurden. Der Film ist eine Werkzeug-Schau mit Wow-Effekt und die Ergebnisse sind für Zuschauerinnen und Zuschauer jeden Alters höchst beeindruckend.

Hintergrund Saarland Informatics Campus

900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (darunter 400 Promovierende) und rund 2500 Studierende aus mehr als 80 Nationen machen den Saarland Informatics Campus (SIC) zu einem der führenden Standorte für Informatik in Deutschland und Europa. Vier weltweit angesehene Forschungsinstitute, nämlich das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), das Max-Planck-Institut für Informatik, das Max-Planck-Institut für Softwaresysteme, das Zentrum für Bioinformatik, sowie die Universität des Saarlandes mit drei vernetzten Fachbereichen und 24 Studiengänge decken das gesamte Themenspektrum der Informatik ab.

Pressekontakt:

Philipp Zapf-Schramm

Wissenschaftskommunikation und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit , Saarland Informatics Campus